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16.12.1999: Bilanz aus betrieblicher Sicht

Bilanz aus betrieblicher Sicht

Referat von Mario Schöneneberger, Betriebsdirektor

KKL - ein thermisches Kraftwerk

Das Kernkraftwerk Leibstadt (KKL) ist das grösste Kernkraftwerk in der Schweiz und gleichzeitig das Kraftwerk mit der höchsten Produktion. Die momentane Leistung an der Klemme zum 400-kV-Netz beträgt 1115 MW. Im letzten Zyklus wurden 8342 Millionen Kilowattstunden (kWh) produziert; entsprechend etwa 15% der im selben Zeitraum in der Schweiz erzeugten Elektrizität, mit anderen Worten Strom für eine Million Menschen.

Durch Spaltung von Atomkernen des Urans wird Energie im Reaktor freigesetzt. Diese Kernspaltung liefert zur Zeit eine Leistung von 3420 Megawatt (MW), erzeugt in 648 Brennelementen. Um diese Leistung ein ganzes Jahr lang aufrechtzuerhalten, werden etwa 25 t Uran, angereichert aus ca. 200 t Natururan, benötigt.

Insgesamt wurden seit Betriebsaufnahme 1958 Brennelemente abgebrannt. In den Jahren 1997 und 1998 wurden 96 Elemente zur Wiederaufbereitung nach Frankreich abtransportiert. Die restlichen sind im Werk bis zu ihrem Transport in die Wiederaufbereitung oder in das Zwischenlager Würenlingen (ZWILAG) zwischengelagert.

KKL - ein zuverlässiges Kraftwerk

Die Produktion konnte von Beginn weg kontinuierlich gesteigert werden; durch Erhöhung der Verfügbarkeit und in den letzten Jahren zusätzlich durch die Leistungssteigerung. Die gesamte bis Ende 1999 erzeugte Energie von 112 Mrd. kWh entspricht etwa dem Doppelten der in der Schweiz in einem Jahr erzeugten Elektrizität. Sie hätte gereicht, um den Bedarf der Stromkunden im Kanton Aargau während 30 Jahren zu decken.

Als ein Massstab der Zuverlässigkeit können auch die Meldungen gelten, welche bei Störungen an die Aufsichtsbehörden weitergeleitet werden müssen. In den letzten Jahren bewegte sich die Anzahl zwischen Null und etwa drei Meldungen. Eine ungeplante, automatische Abschaltung des Reaktors ereignete sich sogar seit fünf Jahren nicht mehr.

KKL - ein sicheres Kraftwerk

KKL stand in den vergangenen Jahren nie wegen eines Ereignisses, das schädliche Auswirkungen auf die Bevölkerung oder die Umgebung gehabt hätte, in den Schlagzeilen. Die schweizerischen Aufsichtsbehörden (Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen, HSK) überwachen kontinuierlich Anlage und Organisation und bestätigen jährlich den guten Zustand. Auch die Expertengruppe der IAEA (Internationale Atom-Energie-Agentur), welche 1994 die Betriebsführung an internationalen Anforderungen mass, konnte der KKL-Mannschaft ein gutes Zeugnis ausstellen.

Die Strahlenbelastung des Personals konnte sukzessive reduziert werden. Heute beträgt die Summe der aufgenommen Strahlendosis durch Eigen- und Fremdpersonal etwa 1,1 Sievert (Sv) pro Jahr. Diese Dosis ist vergleichbar dem Wert, den die 400 Mitarbeiter des Werk unabhängig von ihrer Arbeit durch die radioaktive Strahlung aus der Natur (aus dem Untergrund und aus dem All) jährlich aufnehmen. Sie ist also sehr gering.

Auch die Abgabe von radioaktiven Stoffen an die Umgebung lag jedes Jahr weit unter den behördlich festgelegten Grenzwerten.

KKL - zunehmend konkurrenzfähig

KKL stand in jüngster Zeit im Rampenlicht wegen der Strom-Gestehungskosten. In den letzten Jahren gelang es jedoch, durch Einsparungen beim Brennstoff, durch die Reduktion der Zinskosten, durch Verbesserungen in der Betriebsführung und durch die Straffung der Instandhaltung die Jahreskosten substanziell zu reduzieren. Durch die gleichzeitige Erhöhung der produzierten Energie sanken die Kosten pro Kilowattstunde auf ein mit modernen Kraftwerken vergleichbares Mass.

KKL - ein Werk mit gut ausgebildetem Personal

Über 400 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sorgen für die Produktion, die Überwachung der Systeme, die Instandhaltung der Technik und die Bewachung der Anlage. Zum Aufbau und Erhalt der dazu notwendigen Fähigkeiten fördert die Leitung des Kraftwerks die KKL-spezifische Ausbildung des Personals.

Besonderer Anstrengung bedarf die Aus- und Weiterbildung der Operateure und ihrer Vorgesetzten (sogenannt lizenziertes Personal), beträgt doch die Erstausbildung in diesem Bereich bis zu sieben Jahre. Seit 1995 wird die Ausbildung durch einen eigenen Simulator unterstützt, der in einem mit dem originalen Kommandoraum identischen Raum das Anlageverhalten umfassend und korrekt wiedergibt. So können der Normalbetrieb und die Beherrschung aller möglichen Störfälle durch die Betriebsmannschaft immer wieder geübt werden.

Besonders gepflegt wird das Sicherheitsdenken, die Sicherheitskultur. Durch Schulungsprogramme während der vergangenen Jahre und durch gezielte Einzelaktionen wurde das Personal auf dieses wichtige Anliegen der Führung sensibilisiert. Bei der Pflege der Sicherheit werden die Mitarbeiter durch die entsprechende Ausgestaltung der Arbeitsprozesse unterstützt.
Die externen Kosten für die Ausbildung des Personals betragen jährlich über eine Mio. Franken.

KKL - Anlage auf dem neuesten Stand

Gemäss Atomgesetz müssen Nuklearanlagen bezüglich ihrer Sicherheit immer wieder auf den neuesten Stand der Technik nachgerüstet werden. Zusammen mit den Nachrüstungen für die Leistungserhöhung hat KKL dafür in den letzten 15 Jahren über 300 Mio CHF investiert. Zustand und Sicherheit der Anlage sind darum heute noch besser als zum Zeitpunkt des Starts zum Dauerbetrieb.

KKL - Offener Dialog

Die Akzeptanz des Kraftwerks in der Standortregion ist hoch, nicht zuletzt Dank des offenen Dialogs mit Behörden, Medien und Bevölkerung (seit zwei Jahren auch mit der Präsenz im Internet). Das KKL-Informationszentrum, welches seit 1994 über eine neue Ausstellung verfügt, wird jährlich von über 18'000 Personen besucht, seit der Eröffnung im Jahre 1974 rund 335'000 Personen. Steigende Besucherzahlen in jüngster Zeit zeigen, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema Kernkraft nach wie vor gefragt ist.

KKL - Anlage mit Zukunft

Im Jahr 2000 kann die Leistung um weitere drei Prozent auf 112% der ursprünglichen Leistung erhöht werden. Die zusätzlich erzeugten Kilowattstunden helfen mit, die spezifischen Kosten der elektrischen Energie aus Leibstadt zu reduzieren. Die internen Überwachungsprogramme weisen darauf hin und die Aufsichtsbehörde hat es bestätigt, für die Anlage Leibstadt kann von einer technischen Lebenserwartung von weit über 60 Jahren ausgegangen werden. Mit 15 Jahren ist also kaum eine Viertel der Betriebszeit erreicht. Die konsequente Reduktion der betrieblichen Kosten, der Abbau der Schulden und des Fremdkapitals sowie die Leistungssteigerung und damit verbunden die Mehrproduktion lassen für die allernächste Zukunft einen Gestehungspreis unter sechs Rp./kWh erwarten. Damit wird auch die finanzielle Belastung für die Partner tragbar.

Die Zukunft für KKL bleibt zwar eine Herausforderung, die Voraussetzungen zum Erfolg sind aber gegeben.