, zur Startseite

22.04.2004: Das Kernkraftwerk Leibstadt pflegt 2004 sein Äusseres

(kkl) – Die Hüllen der Bauten des Kernkraftwerks Leibstadt (KKL) werden bis November 2004 einer gründlichen Behandlung unterzogen. Das Projekt mit einem Gesamtaufwand von sechs Millionen Franken umfasst die Erneuerung der Dächer sowie die Bearbeitung der Fugen, der Korrosionsschutzanstriche und der über 40'000 Quadratmeter Sichtbetonfläche. Das Erscheinungsbild ändert sich markant von «blau» zu «mint». Zudem erhält die Südfassade des Maschinenhauses ein Gestaltungselement.

Die Aussenrenovation der grösstenteils rund 25 Jahren alten Gebäude hat primär den Werterhalt zum Ziel. Unter der Annahme, KKL stehe als Stromproduzent bis zum Jahre 2045 zu Diensten, wollen die Verantwortlichen nach 20 Betriebsjahren, gleichsam am Ende des ersten Drittels, die notwendigen Massnahmen für eine lange Lebensdauer ergreifen. Die bedeutende Investition zum jetzigen Zeitpunkt schafft Aufträge für rund 20 Firmen mit über 160 Mitarbeitenden vor Ort. Gewinnen wird auch das Erscheinungsbild. Statt grau-blau kommt KKL ab Herbst mittelgrau-mint mit einem roten Farbtupfer am Maschinenhaus daher.

Etwas ergraut, aber in ausgezeichneter Verfassung

Externe Spezialisten unterzogen im Jahre 2003 die KKL-Aussenhüllen einer Inspektion mit beispielsweise über 20'000 Messungen der Einbettungstiefe der Bewehrung im Beton oder über 1'000 Messungen zur Schichtstärke des Korrosionsschutzes auf den Metallbauteilen. Der Expertenbericht zeigt auf, dass die Bauteile einen auf ihr Alter bezogen ausgezeichneten Zustand aufweisen, zweifelsfrei eine Konsequenz der seinerzeit erstmalig in der Schweiz umgesetzten Qualitätssicherung am Bau. Optisch ist die Wahrnehmung anders. Die Fassaden präsentieren sich aufgrund der Witterungseinflüsse trist. Schmutzablagerungen, ausgeblichene Farben und vereinzelte Rostflecken sind unübersehbar.
Nach einer intensiven Planungsphase und vertieften Abklärungen im Interesse der Aesthetik fasste der KKL-Verwaltungsrat im Dezember 2003 den Beschluss zur kompletten Renovation im Jahre 2004 und zur gleichzeitigen neuen Farbgestaltung. Nicht betroffen vom Projekt ist der Kühlturm, dessen baulicher Zustand nach wie vor keine Wünsche offen lässt.

Mit Generalplaner und Generalunternehmer

Die Wolfseher & Partner AG, Zürich, wurde nach der Inspektion auch mit allen Leistungen eines Generalplaners beauftragt. Die Konservierung der Betonflächen nahm der Experte zum Anlass, die Verantwortlichen mit der Idee einer neuen, farblichen Gestaltung zu konfrontieren. Der Kraftwerksblock soll neu durch mintfarbene Ost- und Westfassaden sowie mittelgraue Nord- und Südfassaden leichter wirken. An der Südfassade des Maschinenhauses hängen dereinst rote Glasplatten; gestaltet nach Vorgabe eines beigezogenen Künstlers. Die fluoreszierenden Plexiglas-Platten vermögen vor allem in der Dämmerung oder in der Nacht mit dem Licht der Anlage auch ohne Strom zu leuchten. Die anderen Gebäude, namentlich die Reaktorkuppel und das Kamin sowie die Nebengebäude, werden hellgrau gehalten und teils ohne Beschichtung farblos belassen.
Im Februar 2004 erging nach Evaluation der Generalunternehmer der Auftrag an die Firma Allreal AG, Zürich. Die Offert-Unterlagen für die Anbieter umfassten über 9'000 Positionen und fünf breite Bundesordner voll Papier. Zurzeit holt die Allreal AG die letzten Angebote der Subunternehmer ein. Sie berücksichtigt dabei gezielt das lokale Gewerbe. Dieses muss allerdings konkurrenzfähig anbieten.

Auf weitere 20 Jahre ausgerichtet

An den Bauten werden die Fugen erneuert, die Fenster repariert und der Korrosionsschutz überarbeitet. Allfällig schadhafte Dächer werden saniert oder ersetzt.  Beim Stahlbeton werden die Schäden lokal behoben, die abgewitterte Zementhaut mit Porenspachtelung wiederhergestellt und die Oberfläche durch Hydrophobierung und Beschichtung mit Silikonharzfarbe stark wasser- und schmutzabweisend ausgerüstet. So sind 20 Jahre lang keine Erneuerungen mehr zu erwarten.
Die Arbeiten werden in vier Etappen realisiert, angefangen Ende März 2004 mit den Gebäuden im Westteil des Areals. Im Verlauf des Sommers erhält auch die Reaktorkuppel ihr neues Outfit. Während der rund sechswöchigen Revisionszeit wird der Kraftwerksblock mit dem Maschinenhaus in zwei Etappen bearbeitet. Im Herbst wird schliesslich der gesamte Ostteil der Behandlung unterzogen. Ende November 2004 verlassen die letzten Firmen KKL wieder.

Investition von sechs Millionen Franken

Die gesamte Erneuerung kommt auf sechs Millionen Franken zu stehen. Die eigentliche Bausumme von fünf Millionen Franken fällt zur Hälfte an Unternehmen mit Sitz im Kanton Aargau. Im Rahmen der Fassadenbehandlung werden an einigen Fenstern Nachrüstungen vorgenommen. Im Gegensatz zu den Fassadenarbeiten ist dafür eine Baubewilligung erforderlich. Ein entsprechendes Baugesuch liegt demnächst bei der Gemeinde Leibstadt auf.
Das Vorhaben  «Fassadenbehandlung» beansprucht auch die Aufmerksamkeit der Behörden. Die Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) befasst sich nicht allein mit den technischen und betrieblichen Fragen, sie misst auch der bautechnischen Alterungsüberwachung grosse Bedeutung zu.