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10.01.2005: Kernkraftwerk Leibstadt: Mit 20 Jahren noch immer ein modernes Kraftwerk

Referat von Mario Schönenberger,  Kraftwerksleiter, anlässlich der Medienkonferenz «20 Jahre KKL» 10. Januar 2005 Als am 15. Dezember 1984 die Verantwortung für den Betrieb und die Instandhaltung der Anlage vom Lieferanten dem Betreiber des Kernkraftwerks übertragen wurde, war von einer Lebensdauer von rund 40 Jahren die Rede. Ausgestattet mit zwei Jahrzehnten Erfahrung geht KKL heute von der Produktion bis mindestens zum Jahre 2045 aus.

Seit Ende 1984 liefert das Kernkraftwerk rund um die Uhr Bandenergie ins schweizerische Höchstspannungsnetz. Unterbrüche erfährt die Produktion durch die jährlichen Revisionen für den Ersatz der verbrauchten Brennelemente und die anfallenden Wartungs- und Inspektionsarbeiten. Zwischenhalte fallen zudem gelegentlich an, um dringende Instandsetzungsarbeiten vornehmen zu können, die nur bei stehender Anlage möglich sind oder bei unerwartet auftretenden Störungen. Der sichere Betrieb steht für KKL vorbehaltlos vor der Produktion.

Wirkungsgrad verbessert und Leistung erhöht

Im Jahr 1985 betrug die Stromproduktion des KKL 6'762 Mio. Kilowattstunden (kWh). Das waren 16,4 Prozent des damaligen jährlichen Stromverbrauchs der Schweiz. Im Jahr 2003 waren es 9'309 Mio. kWh, interessanterweise 16.9 % am Gesamtverbrauch von 55'100 Mio. kWh. Heute wie damals erzeugen wir Strom für über eine Million Menschen in der Schweiz.
Die Steigerung der Produktion war möglich dank der Leistungserhöhung von Reaktor und Turbine (Verbesserung des Wirkungsgrades) sowie der Verkürzung der Revisionsdauer durch optimierte Abwicklung der Arbeiten. Der Schritt zur zusätzlichen thermischen Leistung des Reaktors erfolgte nach rund zehn Betriebsjahren aufgrund der Auslegung der Anlage, die diese höhere Leistung ohne Einschränkung zuliess, und der guten Erfahrungen aus dem Betrieb der Anlage.

Gestehungskosten halten im Wettbewerb mit

Über all die Jahre war das Werk eine zuverlässige Stütze der Stromwirtschaft. Dank der gesteigerten Produktion und den stetig gesunkenen Kosten für Zins und Amortisation haben die Gestehungskosten für KKL-Strom einen Wert erreicht, der erfolgreich mit dem Strompreis aus neuen Kraftwerken konkurrenzieren kann.

Der Sicherheit und der Qualität verpflichtet

Gegenüber der HSK besteht eine in Vorschriften festgesetzte Meldepflicht zum betrieblichen Verlauf, zu Abgaben und über Ereignisse und Befunde. KKL hat über die Jahre Behörden und Öffentlichkeit immer offen und umfassend über den Betriebsverlauf und über Vorkommen in der Anlage informiert.
Die externe Beurteilung der Sicherheit liegt bei der Aufsichtsbehörde, der Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK). Durch Inspektionen überwacht sie den Betrieb des Werkes. Die Freigabe von Vorhaben und Änderungen durch die unabhängige Genehmigungsstelle gewährleistet, dass die Sicherheit durch Änderungen in der Technik oder in der Organisation kontinuierlich gefördert wird.
Die interne Beurteilung erfolgt durch uns Betreiber selbst. Aus eigener Verantwortung oder zur Erfüllung von behördlichen Forderungen hat KKL über die Jahre hinweg grössere Investitionen getätigt; zur Steigerung der Sicherheit und ausgerichtet auf die Betriebsdauer von rund 60 Jahren.
Im Rahmen der so genannten Periodischen Sicherheitsüberprüfung erstellt der Betreiber eine ganzheitliche sicherheitstechnische Beurteilung des Kraftwerks. Dazu sind die Erfahrungen der letzten zehn Jahre auszuwerten und mit anderen Kraftwerken zu vergleichen. Zudem ist die Anlage am Stand von Wissenschaft und Technik zu messen. Die Gegenüberstellung ergibt allenfalls die Notwendigkeit von Nachrüstmassnahmen. KKL schliesst diese Überprüfung bis Ende 2006 ab.

Mass nehmen an den Besten

Das Kernkraftwerk Leibstadt war von Beginn weg auf einen modernen und hohen Sicherheitsstand ausgerichtet. Dank Nachrüstungen und vielen Verbesserungen kann es sich jederzeit mit den neuesten Kernkraftwerken messen.
Auch bezüglich der organisatorischen Abläufe ist KKL «fit». Das zeigt sich in der verbesserten Version des Qualitätsmanagement-Systems nach ISO 9001. Dafür wurde dem Werk im Jahr 2004 ein international anerkanntes Zertifikat überreicht.
Die Organisation von KKL und die internen Abläufe werden in diesen Tagen durch ein internationales Team der WANO (World Association of Nuclear Operators) inspiziert. Während drei Wochen bewegen sich die internationalen Experten in der Anlage und messen ihre Beobachtungen an den besten Kernkraftwerksorganisationen der Welt. Ihre Beurteilung und ihre Empfehlungen für mögliche Verbesserungen stellen sie in einem umfassenden Bericht den Verantwortlichen des KKL zur Verfügung.

Ein Kernkraftwerk ist nie fertig

Zurzeit steht ein nächstes, wichtiges Projekt an. Es geht um die Vermeidung von Korrosion an Rohrleitungen und Reaktoreinbauten. Die dazu vorgesehenen präventiven Massnahmen (Einspeisung von Wasserstoff in das Speisewasser) führen zu einer Erhöhung der bereits vorhandenen Strahlung im Maschinenhaus. Die Auswirkungen nach aussen sollen jedoch praktisch unverändert und weiterhin unter den vorgegebenen Grenzwerten bleiben. Daher müssen vorerst umfangreiche Abschirmmassnahmen realisiert werden.

Gut ausgebildetes Personal – unser kostbarstes Gut

Über 440 Mitarbeitende sorgen für die Produktion, die Überwachung der Systeme, die Instandhaltung der Technik und für die Bewachung der Anlage. Zum Aufbau und Erhalt der dazu notwendigen Fähigkeiten fördert die Leitung des Kraftwerks die KKL-spezifische Ausbildung des Personals.
Besonderer Anstrengung bedarf die Aus- und Weiterbildung des lizenzierten Personals, der Operateure und ihrer Vorgesetzten. Die Ausbildung wird durch einen Simulator unterstützt, der in einem mit dem originalen Kommandoraum identischen Raum das Anlageverhalten umfassend und korrekt wiedergibt. So können der Normalbetrieb und die Beherrschung aller möglichen Störfälle durch die Betriebsmannschaft immer wieder geübt werden.
Die meisten Mitarbeitenden sind seit Jahren für KKL tätig und haben vielfältige Erfahrungen gesammelt. Die Rekrutierung von neuem Personal bereitet keine Schwierigkeiten, da einerseits KKL als attraktiver Arbeitgeber erscheint, anderseits die kraftwerkspezifischen Ausbildungen durch das Werk ermöglicht wird.

Unsere Mission: Mindestens bis 2045 produktiv

Die Auslegung der Anlage ermöglicht einen Betrieb der Anlage für weitere 40 Jahre und mehr. Der Zustand des Werks wird sorgfältig überwacht durch periodische Materialprüfungen und Funktionstests, aber auch durch Überwachungsprogramme, welche die künftige Entwicklung abschätzen können. Sich abzeichnende Verschlechterungen werden rechtzeitig korrigiert, Systeme und Komponenten, welche an das Ende ihrer Einsatzdauer gelangen, von langer Hand geplant ausgewechselt.
Ein Element des Weiterbetriebs ist die Konzession zur Entnahme von Kühlwasser aus dem Rhein. Kanton und Bund haben KKL gegen Ende des letzten Jahres die notwendigen Bewilligungen für weitere 20 Jahre erteilt.
Auch die Erneuerung der Fassaden im Laufe des Jahres 2004, inbegriffen ein Farbwechsel von «blau» zu «lindengrün», ist ausgerichtet auf den Langzeitbetrieb des Werks.

Kernenergie ist eine (hoch)politische Energie

Zur Zukunftssicherung gehört aber auch ein stabiles politisches Umfeld. Das neue Kernenergiegesetz und die dazugehörende Verordnungen schaffen für uns Betreiber Rechtssicherheit.
Der Weg in die Zukunft ist letztlich nur möglich mit der Akzeptanz der Bevölkerung. Über die Jahre wurde das Umfeld immer vertrauter mit der Anlage und dem Betrieb. Die Resultate der letzten Abstimmungen zu den Ausstiegsinitiativen zeigen eine grosse Zustimmung der Bewohner der Umgebung zum Werk. Mitarbeitende und Führung des KKL danken bei dieser Gelegenheit für die konstruktive Nachbarschaft.
KKL ist darum zuversichtlich, bis ins Jahr 2045 Strom produzieren zu können; sicher, zuverlässig und mit Offenheit gegenüber Behörden und Bevölkerung!