23.08.2005: Beschreibung Generator und Schadensursache
Der Generator
Grundsätzliches
Der Generator ist starr an den Niederdruckteil der Turbine gekuppelt. Die in der Turbine vorhandene Bewegungsenergie wird über deren Welle (Achse) auf die Generatorwelle übertragen. Durch die schnelle Drehung der auf der Generatorwelle befestigten Elektromagnete wird in den Wicklungen im Gehäuse des Generators Strom erzeugt. Der Generator wandelt die gewaltige mechanische Kraft der Turbine (1'665 x 103 PS) in elektrische Energie um.
Es handelt sich hier um den gleichen Vorgang wie in den Lichtmaschinen von Autos oder den Dynamos von Fahrrädern, nur ist die Leistung des Generators in Kernkraftwerken unvergleichbar grösser.
Der zweipolige KKL-Generator ist weltweit die einzige und grösste volltourige Maschine dieser Bauart (3'000 U/min bei 50 Hz), also ein Unikat. Er erbringt eine Nennscheinleistung von 1318 MVA (Mega Volt Ampère). Es wird die für Grossgeneratoren übliche gemischte Kühlung angewandt: Rotorwicklung, Luftspalt und Statorblechpaket mit Wasserstoffgas und Statorwicklung mit Wasser. Zur Erregung und Regelung des Generators dient ein statisches Erregersystem mit Thyristoren. Die Erregerleistung wird über einen Anpasstransformator direkt an den Generatorableitungen abgenommen.
Technische Daten des KKL-Generators
Hersteller | BBC |
Baujahr | 1980 |
Nennleistung | 1318 MVA |
(Mega Volt Ampère) | |
Nennspannung | 27'000 Volt |
Drehzahl | 3000 U/min |
Frequenz | 50 Hz |
Phasenzahl | 3 |
Gewicht Stator | 520 t |
Länge Stator | 8 m |
Gewicht Rotor | 95 t |
Wicklungsstäbe | 96 |
(à 200 kg) | |
Wirkungsgrad bei | |
Nennlast | ca. 98.7 % |
Wellenlänge | 15 m |
Gehäuselänge | 10 m |
Gehäusehöhe | 4 m |
Ein kleines Stück Kaiseraugst rotiert im KKL
KKL verfügt über einen Ersatzrotor aus dem Restbestand des nicht gebauten Kernkraftwerks Kaiseraugst. Er stand unterdessen zwischen 1991 und 2004 während rund 103'600 Stunden problemlos im Einsatz. Während der letzten Jahresrevision machte er wieder dem Originalrotor Platz, um in Birr bei Alstom überholt zu werden. Statt erst in zehn Jahren wird er nun bereits nach wenigen Monaten wieder eingebaut. Es handelt sich um eine Vorsichtsmassnahme, weil sich kleine Eisenteile, herrührend vom Statorschaden, im Rotor festgesetzt haben könnten.
Ein- und Ausbau ein kniffliges Stück Arbeit
Da Generatoren im Gegensatz zu Turbinen nicht horizontal geteilt sind (und in Teilen nach oben ausgehoben werden können), muss der Rotor "nach hinten" auf die Nicht-Antriebsseite herausgezogen werden. Dabei gleitet er auf der Turbinenseite auf einem Stickstoff-Lufkissen, während die andere Seite am Kran hängt. Mit Unterstützung weiterer Hilfsmittel ist beim Ein- und Ausbau Millimeterarbeit gefragt. Der Zeitbedarf liegt bei rund fünf Tagen.
Vier meldepflichtige Ereignisse im Bereich Generator
Seit Betriebsaufnahme am 15. Dezember 1984 traten beim KKL-Generator vier Ereignisse mit Meldepflicht an die Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) ein; allesamt auf Stufe 0 der Ines-Skala:
- 15. Dezember 1994: Automatische Abschaltung in Zusammenhang mit einer defekten Oel-Umwälzpumpe am Generator
- 31. August 2000: Automatische Abschaltung aufgrund eines schadhaften Transformators im Erreger-System des Generators
- 1. Oktober 2004: Automatischen Abschaltung nach Fehler im Erregersystem des Generators
- 28. März 2005: Generatorabschaltung nach Erdschluss, anschliessend Abfahren des Reaktors
Seit Beginn intensive «Zuwendung»
Der KKL-Generator ist ausgelegt auf 40 Jahre. Ihm schenken die Werksverantwortlichen seit Beginn besondere «Zuwendung». Während des Betriebes wird er sorgfältig überwacht, namentlich bezüglich Temperatur, Kühlung, Verunreinigungen und elektrischen Grössen (z.B. Belastung). Jährlich werden Inspektionen und Prüfungen während der Abstellung im Rahmen eines Mehrjahresprogramms durch Experten des Herstellers vorgenommen. Im Sommer 2004 wurde der Generator sogar geöffnet und der Rotor ausgefahren sowie ausgewechselt, um in einer Zehnjahreswartung den Generator umfassend auf seinen Zustand zu prüfen. Die Spezialisten beurteilten den Zustand des Generators als gut und machten keinerlei Einschränkungen für die nächsten Jahre.
Die Aktion trägt den Namen GERDA
Im Kernkraftwerk Leibstadt macht eine neue Wortschöpfung die Runde. Die in Zusammenhang mit dem Ereignis vom 28. März 2005 gestarteten Aktivitäten laufen unter dem Kürzel GERDA: Generator-Erdschluss-Abschaltung.
Technischer Defekt: Eine Verkettung von Ursachen
Der Schaden am Stator des KKL Generators ist auf eine Wärmeausdehnung von metallischen Pressplattensegmenten zurückzuführen. Nachrechnungen mit modernsten Methoden sowie die Analyse der geschädigten Stellen im Materiallabor zeigen, dass der Spalt von 0.6 Millimeter unter den zum Zeitpunkt des Schadens vorherrschenden Betriebstemperaturen zu klein war. Es kam zum Kontakt der Segmente mit der Folge des Kurzschlusses und der Aufschmelzung der Kontaktstelle.
Zu den starken Wärmedehnungen aufgrund der besonderen Temperaturbelastung führten drei Hauptursachen, die in Kombination auftreten mussten, um zum Schaden zu führen.
Hinweise auf die Leistungserhöhung als die massgebende Ursache erweisen sich nicht als tragfähig. Zwar wird der Generator seit Herbst 2002 stärker beansprucht, aber die Belastung entspricht seiner Auslegung und die Kühlung wurde für die gefahrene Leistung angepasst. Sie hatte bislang keine Probleme zur Folge wie die umfassende Inspektion noch im August 2004 auch bestätigte.
Im August 2004 wurde während der Jahresrevision der Originalrotor nach einer zehnjährigen Pause wieder eingesetzt. Seine leicht andersartige Bauweise führte zu geänderten magnetischen Feldern und insbesondere im Bereich der Pressplatten zu einer Erhöhung der Temperatur.
Es brauchte noch einen weiteren Grund, um eine Temperatur zu erreichen, welche die Platten so weit dehnte. Es war die spezielle Belastung in der Nacht zum Ostermontag. Der Generator wurde dazu verwendet, das Netz zu stabilisieren. Er musste dafür, laienhaft gesagt, Spannung vernichten. Der Generator wurde kapazitiv gefahren, um Blindleistung aus dem Netz aufzunehmen.
Korrespondenzadresse:
Leo Erne
Leiter Information
Kernkraftwerk Leibstadt
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Fax 056 267 71 00
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