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Notfall- und Störfallsysteme

Für den Fall einer Reaktorschnellabschaltung stehen jederzeit vier unabhängige Notkühlsysteme bereit, die den Reaktor ausreichend und sicher kühlen sowie automatisch genug Ersatzwasser einspeisen. Ihre Stromversorgung wird durch fünf schnellstartende Notstromdieselgeneratoren sichergestellt. Zur Kühlwasserentnahme dienen die Wasserkammer des Druckabbausystems, die Kaltkondensatbehälter und fünf Grundwasserbrunnen.

Die Nachzerfallswärme wird durch das Nachwärmeabfuhrsystem oder über die Notkühltürme an den Rhein abgegeben. Das Wasser des Reaktorkreislaufs hat auch hier niemals Kontakt mit dem Kühlwasser. Sämtliche Systeme werden monatlich auf ihre Funktionstüchtigkeit kontrolliert.


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Jederzeit bereite und unabhängige Notkühlsysteme


Was ist eine Reaktorschnellabschaltung?

Bei einer Störung, bei Unregelmässigkeiten, Über- oder Unterschreiten eines kritischen Werts oder einem Ausfall der beiden Wechselstromanspeisungen wird der Reaktor vollautomatisch abgeschaltet (SCRAM). Dabei werden die Steuerstäbe mithilfe von Gasdrucktanks innerhalb von zwei Sekunden zwischen die Brennelemente eingeschossen und unterbrechen dadurch die Kernspaltung. 

Danach werden die Turbinen hydraulisch abgestellt und der Generator vom Netz getrennt. Der Reaktor wird weiter gekühlt, um die Nachzerfallswärme abzuführen, welche die Spaltprodukte in den Brennelementen erzeugen. Die Anlage befindet sich so in einem sicheren Zustand.

Eine Reaktorschnellabschaltung kann selbstverständlich auch von Hand ausgelöst werden.

Was passiert, wenn die Notkühlsysteme nicht funktionieren?

Sollten aus irgendeinem Grund sämtliche Normal- und Notkühlsysteme die Kühlung des Reaktors nicht übernehmen können, geht ein spezielles Notstandsystem (SEHR = Special Emergency Heat Removal) automatisch in Betrieb. Es kühlt den Reaktor ohne Eingreifen der Betriebsmannschaft. Das SEHR ist gegen Einwirkungen von aussen geschützt und befindet sich in einem unterirdischen Bunker. Zudem verfügt es über eigene Strom- und Kühlmittelquellen.

Notfallschutz mittels Notstromdiesel

Fünf Notstromdieselgeneratoren sind im KKL vorhanden.

Stromversorgung und externes Zusatzmaterial im Notfall

Wie wird die Stromversorgung sichergestellt?

Steht der Generator still, wie beispielsweise in der Revision oder bei einer Schnellabschaltung, kann der Stromeigenbedarf durch Fremdeinspeisung von aussen gedeckt werden. Dazu ist das KKL direkt mit den Schaltanlagen Beznau und Laufenburg verbunden.

Sollte es zu einem Ausfall der externen Stromversorgung kommen, kann mithilfe von mehrfach vorhandenen Notstromdieselgeneratoren der notwendige Eigenbedarf gedeckt werden. Das KKL besitzt aus diesem Grund drei Notstromdiesel in Aussengebäuden. Jeder hat eine Dauerleistung von 4’595 kW (6’250 PS), was etwa der Motorenleistung von 16 Vierzig-Tonnen-Lastwagen entspricht.

Zusätzlich stehen zwei kleinere Notstromdiesel im SEHR-Bunker (s.o.) zur Verfügung. Diese haben je eine Leistung von 2’200kW (3’000 PS). Alle Notstromdiesel sind ständig vorgewärmt. Sie benötigen vom Start bis zur vollen Drehzahl 8–10 Sekunden und bis zur vollen Leistung 14 Sekunden.

Wo lagert im Notfall extern zugängliches Material?

Nach dem Reaktorunglück in Fukushima und auf Verfügung des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (ENSI) richteten die Schweizer Kernkraftwerksbetreiber in Reitnau (AG) ein gemeinsames, erdbeben- und überflutungssicheres Materiallager für den Notfall ein.

Das im externen Lager in Reitnau bereitstehende Material kommt dann zum Einsatz, wenn die Mittel am Kernkraftwerkstandort ausgefallen sind oder nicht mehr genügen. In Reitnau stehen zur Verfügung:

  • Notstromaggregate mit mehreren hundert kVA Anschlussleistung zur Versorgung sicherheitsrelevanter Ausrüstungen wie Pumpen, Armaturen, Ventilatoren, Messinstrumente, Schutzsysteme, Beleuchtungen etc. mit elektrischer Energie und zum Laden von Batterien;
  • mobile Pumpen zur Einspeisung von Wasser (Kühlmittel);
  • konfektionierte Stromkabel und Kühlmittelschläuche;
  • Dieseltreibstoff in transportierbaren Behältern;
  • Bor zur Unterbindung der Kettenreaktion im Reaktor;
  • Werkzeuge für die Installation der zusätzlichen Ausrüstungen und deren Anschluss an sicherheitsrelevante Ausrüstungen in den Anlagen;
  • Schutzmittel und Messgeräte für den Strahlenschutz;
  • Feuerwehrausrüstungen

Die Ausrüstungen werden nach festgelegten Vorgaben unter realitätsnahen Bedingungen getestet, gewartet, ergänzt und zeitgerecht ausgetauscht.

Notfallschutz: Notfalllager in Reitnau

Das von allen Schweizer Kernkraftwerken gemeinsam betriebene Notfallmateriallager in Reitnau (AG) ist erdbeben- und überflutungssicher.